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Tag für Tag -- Der poetische Moment
Reinhard Rakow jedertag
ich lebe auf bewährung jeden tag jede stunde minute sekunde kann sie widerrufen werden ich weiß es und tue doch unbefleckt von jeglicher erkenntnis jeglichen unheils jeglichen urteils jedweder schuld
ich weiß das alles ich weiß dass alles endet du ich und diese stunde und dieser tag und dieser raum und dieses haus und dieser boden diese erde das weiß ich und die bäume die ich so lieb gewonnen habe wie sie zu telegrafenmasten beschnitten einander koseworte zuraunen im abendwind der sie färbt mit blauzungenschweigen und den wind der heimlich die kulissen schiebt im atemstromtakt und den abend diesen hungrig anschmiegsamen pelz lila gestromt oder bisam auf apricot grund und das schweigen das sich zärtlich verballt bis es in elfenbeinerner schwärze schwarz implodiert in reinster gnädiger schwärze die ich so lieb gewonnen habe —
doch dass die bläue enden wird das weiß ich und die schwärze und dass auch die gnade enden wird das weiß ich ebenfalls
was sein wird bei zustellung des widerrufs was sein wird wenn es an der zeit ist zur rückgabe der geliehenen zeit (bei meidung von schadensersatz im ursprünglichen zustand abzüglich der spuren gemeinen gebrauchs) was wenn wegen sofortiger vollstreckung wiedereinsetzung nicht zu bewilligen ist und das gesuch um letzte worte verworfen wird und selbst für die bitte um verzeihen kein raum mehr bleibt in der leere jener endzeitschwarzen schwärze was dann sein wird weiß ich nicht
ob der widerruf erfolgt wegen untreue gegen sich selbst auch und andere oder wegen unvernunft besonders in eigenen dingen oder wegen schlechter führung beigesellter tanzbären und oder nachdem keiner von ihnen ein gutes wort mehr einlegen wollte für mich oder wegen verstoßes gegen die auflage sich artgerecht zu halten oder womöglich wegen verrates an den bäumen oder wegen begünstigung der bläue und oder in-verkehr-bringung der schwärze oder wegen geheimnisverrats an die andere seite jenseits des flusses all das weiß ich nicht und will es nicht wissen
und auch nicht wann das sein wird weiß ich nicht will ich kann ich nicht wissen und auch nicht warum wodurch und wofür das sein wird und für wieviel und ob es überhaupt zu etwas nutze sei dann weiß ich nicht noch wann die schwärze endet oder die bläue oder die gnade weiß ich nicht kann ich nicht wissen will ich nicht wissen
ich vermag nur zu hoffen (vielleicht) wie jedermann.
Reinhard Rakow Das Leben ein Reststück
Was Düsternis der Seele heimlich stiehlt... — Die, von Alleinheit auf den Stumpf gerieben, Kaum noch sich regen mag, wenn nach Belieben Des Tages Wirrnis auf das Inn´re zielt,
Um´s zu zerschießen, Schuss für Schuss Es zu durchlöchern, jenen Rest vom Ich, Den man bewahrt hatte für sich, vor sich, Und will nun nichts als einen nahen Schluss —
Man weiß nichts mehr. Man fühlt nicht mehr. Das Leben ein Reststück, doch die Waage bleibt leer. Vom Ausbeiner als Minderwert befunden,
Vorgeworfen zum Fraß hungrigen Hunden, Landet´s als Fäzes durchwurmt auf der Straße, Drauf ein blinder Beinloser entleert seine Blase.
Reinhard Rakow Idyll
Ich hocke in Berne und horch in den Wind, Ob er Störche mitbringt, Segelflieger, Deren Schweben die Luft reizt zu rauschen; Ihnen reicht ein einz´ger erhabener Schlag, Neu in Weite den Auftrieb zu tauschen, Und "Voran!" und "Vorbei!" sind sie Sieger Jenes Blickes der Augen, der wandelt zum Kind,
Wie der Morgen, der aufweckt durch Stille, Die brüllt, brausend gähnt und errötet Vor stummer Anstrengung und lauter Glück — Es ist, als schlössen sich Kreise fürs Leben... Des Abends ermattet, fällt es zurück In die Kissen des Kindseins, süß flötet Die Wesertide ihr Lied letzter müder Idylle.
Reinhard Rakow weg, den see entlang
ansteige, weg, nicht zu jäh! folge nachgiebig der dünung, harthalmgespickt — zungen von schluff haben sich an dir vergangen, als kotze der salzigen wässer räkelst du dich, mild überzogen vom schleim in säure gelöster möwen. glasscherben, rostiger stahl, die verletztliche haut derer, die deinem angesicht trauten — freue dich ihrer, verweile...
vielleicht... nach der biegung... die braune see... hat gänsehaut...
vorm nahen wald sink nieder! turmhoher föhren kulisse, schwarz peitschende nadeln, schwingen, ein greif, glitzernd vor tinte, der wind bricht sich in ihnen, geifernd, mit bleckenden zähnen, die backen, gepustet, voll brackigem sud!
jetzt! duck dich! zur rechten zieht ein wetter auf... den schrei der möwen scratcht der sturm, der wolkenDJ dreht am rad, die großen boxen PLATZEN!
Reinhard Rakow auf einen stein
tausend blatt oder zehn~ oder hundert~ tausend
einseitig (zumeist) beschrieben: wie viele zentner?-+9 wie viele zeichen?
es brauchte: einen rauhen stein. ein zündholz. ein wenig wind.
Reinhard Rakow zu jenen stunden
zu jenen stunden kämpften die krähen um ihre nester. knarz scholl von wolkenkratzenden föhren efeuerwürgt aus kraut- und rübenasthaufen, die im dunkeldunst stoben schwächlicher wurden, leiser zuletzt, wie winzklein die wald arbeiter, ihre gebelferten befehle, ihre motorsägen, der krach der traktoren, die den nachbarbaum an den haaren nahmen die ihn verschleppten, dem ausgang der waldung entgegen.
vom dorf das rauschen verlangsamt, zum menetekel geronnen gewöhnlich mediokren miefs, voll von cola chips couchfeder geächze unter den lasten entlarvter fernsehclaqeure, die nach richtenbrocken sämig verrühren, wie nett! erst glühwürmchen scheint eines weißbläulich, dann zwei, drei, viele, dann glühen die fensterpunkte, bevor endlich der lichtschmutz unterhand nahm im waberkampf gegen schwarzblau zu klappen fallende lider.
zu jenen stunden wollte ich krähe sein. krähe, die schlafstatt gefunden, kater auch, zum o gerollt, den geklauten schlafsack zum obdach, zur kuschelhöhle das weiße linnen der abdeckerei, wollt ich dem schlaf, diesem schändlichen schuft, schnippchen schlagen zuhauf zu jenen betäubenden stunden. doch wo ich herkomme, war schlafen verdächtig. doch wo ich herkomme, wurd kurz nur geruht.
morgen ist auch noch ein tag, einst meinte die mutter
Reinhard Rakow ohne titel
die regierung hat die pflicht ihr volk zu schützen vor verschleuderung von volk svermögen an nicht deutsche zu schützen
vor überfremdung biologisch deutsche einwohner durch ein gedrungene fluten biologisch fremder kulturen
wie kann eine von deutsch en gewählte regierung sich so un deutsch verhalten
wie nach be kenntnis zur treu e so treulos
das wird man ja noch mal sagen dürfen
in einer demokratie danke
herr moderator
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